Vielen fällt es ja schwer eine vernünftige und vor allem glaubwürdige Geschichte zu erstellen, darum habe ich mich mal hingesetzt und dieses Tutorial geschrieben.
Ich merke an, dass ich hierbei die Methoden beschreibe die ICH benutze um eine Geschichte zu schreiben. Es gibt jede Menge anderer Möglichkeiten, ich möchte nur ein paar Anstöße geben.
Mir geistert seit ein paar Tagen eine neue Geschichte im Kopf die für euch zur Verdeutlichung hier entwickeln möchte. Gleichzeitig gebe ich ein Negativbeispiel um zu zeigen, was gar nicht geht.
Dann wollen wir mal mit dem wichtigsten anfangen:
Die Grundidee
Die Idee, die am Anfang einer jeder Story steht, kann wirklich extrem simpel sein und dennoch kann die Story extrem abwechslungsreich und spannend sein.
Kommen wir also zu meinem Beispiel:
Mir kam die Idee eines Geister- und Dämonenjäger, also eine Art Exorzist.
Das ist schon die Grundidee mit der man eine Menge anfangen kann.
Wenn man die hat geht man weiter und überlegt sich was der Held bzw. die Heldin (es gibt ja zu wenig Heldinnen) erleben soll.
Der Held lebt in einer von Dämonen, Geister und Unwesen heimgesuchten Welt. Die meisten dieser Existenzen leben im Verborgenen, da sie so besser die Menschen manipulieren können. Die Staaten aber auch die einzelnen Religionen versuchen die Bevölkerung zu schützen um sie an sich zu binden.
Klingt noch nicht sonderlich spannend, aber wir sind ja auch erst am Anfang und haben gerade erst den Marmorblock herangeschafft, den wir nun mit gezielter Meißelarbeit in ein wunderbares Kunstwerk verwandeln wollen.
Also geht es weiter, die Grundidee steht nun müssen wir den Helden formen. Ihr müsst ihn so gestalten, dass er interessant ist. Der monsterschnetzelnde, allwissende dreizehnjährige Krieger mit dem gigantischen Breitschwert ist absolut unglaubwürdig und ist einfach viel zu oft genutzt und ist daher nur ein extremes Negativbeispiel für einen Storyhelden.
Wer mich kennt der weiß, dass ich Faible für japanische Namen habe, darum verwende ich auch solche^^.
Mein Held heißt Shiro Kukame, ist 25 Jahre alt und ein Kitoshi, ein Geister- und Dämonenjäger.
Er ist ein ruhiger Zeitgenosse und hält nichts von dem Geschwätz der meisten selbsternannten Geisteraustreiber, die überall in der Welt den Leuten das Geld aus den Taschen ziehen.
Er selber hat eine komplette Ausbildung beim Militär hinter sich, wo er zu einem Kitoshi ausgebildet wurde. Nun reist er im Auftrag seines Königs im gesamten Herrschaftsgebiet herum und treibt Geister aus, tötet Dämonen und sammelt Wissen um neue Möglichkeiten zu entwickeln die Menschen zu bewahren.
Shiro ist selber ein normaler Mensch und besitzt daher keine besonderen Fähigkeiten. Im Kampf ist er somit auf seine Waffen und seine Erfahrung angewiesen.
Das sind schon einmal grobe Angaben zur Person, der Held wirkt aber noch zu fiktiv. Eine gute Hauptfigur muss Schwächen und Fehler haben, damit man sich besser mit ihr identifizieren kann.
Wie bereits erklärt ist Shiro ein normaler Mensch, er besitzt keine besonderen Fähigkeiten und kann daher selber von den Fähigkeiten seiner Gegner in Mitleidenschaft genommen werden. Er musste dies auch öfters am eigenen Leib erfahren. Bei einem Einsatz wurde er Opfer eines Furasa, einem Geist mit telepathischen Kräften. Er ging dadurch auf seine eigenen Verbündeten los und wurde schwer verletzt. Er trägt eine Narbe über seinem linken Brustkorb, die ihm sein Freund zufügen musste. Viele Kitoshi werden im Kampf getötet, da sie den Anforderungen nicht gewachsen sind.
Das ist schon besser, es fehlen noch viele Teile von Shiros Persönlichkeit. Ihr solltet euch über alle Bereiche Gedanken machen. Was macht euer Held am liebsten in seiner Freizeit? Macht er Sport? Hat er eine/n Freund/in?
Shiro denkt viel über sein Leben nach, ist aber sehr ernst und hartnäckig wenn es um seine Arbeit geht. Für ihn ist es nicht nur ein Beruf sondern eine Berufung und sein Pflichtgefühl bestimmt sein Handeln. Er liebt Sonnenuntergänge und hat einen gewissen Hang zu Romantik, was aber nicht heißt, dass er äußerst beliebt ist bei den Frauen. Er musste bereits viele Enttäuschungen einstecken, was an seinem Selbstwertgefühl nagt. Er reagiert gerne bei Kleinigkeiten über und ist teilweise theatralisch. Er unterschätzt sich selber, nur wenn er als Kitoshi auftritt scheint er vor Selbstbewusstsein zu strotzen.
Ansonsten entspannt Shiro gerne bei einem Glas Limonade in seinem Garten. Er liest sehr gerne über alte Mythen und Volksgeschichten der einzelnen Staatsgebiete. Shiro ist leidenschaftlicher Bäcker, kann aber sonst kein bisschen Kochen. Darum muss er sich auf Reisen immer versorgen lassen.
Das ist immer noch nur ein Teil, aber so langsam entsteht ein gutes Bild der Figur.
Fürs erste mache ich hier Schluss und hoffe, dass wenigstens ein paar diesen Beitrag lesen.
Ich werde beim nächsten Teil genauer auf weitere Charaktere eingehen und selbstverständlich auch die Spielwelt.
Wie, ich dachte es wäre Schluss? Nein, nicht ganz^^. Wie versprochen kommt noch das Negativbeispiel:
Grundidee: Der Held soll die Prinzessin retten, welche von einem finsteren Bösewicht entfürt wurde. Nun muss er die 20 geheimen Kristallsplitter finden um die 4 Elemtentare wiederzubeleben, die das geheime Schwert der Allmacht freigeben. Nur mit diesem Schwert kann der Held den Dämonen bezwingen.
Und wie sieht es mit dem Helden aus?
Natürlich ist der Held ein Junge der die Pubertät noch nicht erreicht hat. Siegfred ist 13 Jahre alt und sein Vater wird seit Jahren vermisst. Er lebt mit seiner Mutter in einem kleinen Dorf abseits jeglicher Zivilisation. Der Held nutzt das Schwert seines Vaters und ist im gesamten Dorf für seinen Mut bekannt. Regelmäßig schützt er das Dorf vor Monstern und Dämonen, die er einfach plattmacht ohne jegliche Anstrengung. Seit kurzer Zeit wird er von seinem Lehrmeister in der Kunst der Magie gelehrt.
Wer eine solche Story erstellt, der gehört (Sorry, aber es ist so) erschossen!!!! Hier wird jedes Klischée bedient und es ist alles absolut unrealistisch. Für eine Parodie ist die Idee ganz gut, aber wer ein wirkliches Abenteuer gestalten will, sollte sich ein wenig mehr Mühe geben^^.
So, jetzt ist aber Schluss.
Und hier ein kleiner Zusatz für Mr. Capslock über den richtigen Sprachgebrauch in Spielen. Es ist nur ein kleiner Abschnitt, ich hoffe er hilft trotzdem.
Der richtige Sprachgebrauch oder „Wie sorge ich dafür, dass meine Charaktere nicht absoluten Müll reden.“
Sprache ist ein mächtiges Werkzeug, sie kann verletzen, trösten oder ganze Kriege auslösen. Wichtig ist nur, dass man sie richtig einsetzt und mit ihr umzugehen weiß.
Es ist manchmal schwierig die richtigen Worte zu finden aber vor allem kann es eine ziemliche Herausforderung sein bestimmten Charakteren den richtigen Sprachstil zu geben.
Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten reden anders
Jeder Mensch spricht anders. Wie er spricht oder was er für einen Wortschatz hat hängt immer davon ab in welchem Umfeld er aufwächst und lebt und auch was er für eine Bildung hat. Dies gilt sowohl für Leute die versuchen sich mit einem Löffel zu rasieren wie für studierte Intelligenzbestien.
Und darum ist es immer wichtig sich vor Augen zu führen aus welcher Bildungsgruppe der jeweilige Charakter kommt.
Der gut betuchte Prinz, der immer von Dienern umsorgt Privatunterricht erhalten hat, wird sicherlich nicht wie ein Rapper aus einem Ghetto sprechen.
Stellt euch das doch einmal vor, ihr kommt gerade von einer Mission zurück ins Schloss und dann kommt der kleine Prinz und begrüßt euch so:
„Jo, man alles fit im Schritt? Lass uns ne Runde chillen und die Bräute abchecken.“
Ehrlich gesagt würde ich einen solchen Typen sofort töten. Ich habe mir gerade den Arsch aufgerissen und der denkt nur an das Eine. Also was könnten wir daran nun ändern?
Mal überlegen…er ist reich, er ist der Prinz, der wischt sich sicherlich nicht einmal selber den Hintern ab, wozu auch? Er hat ja für alles Diener, also wird er wohl etwas…arrogant sein. Seine Bildung wird auch anständig sein, also wird er uns schon etwas anders gegenübertreten.
Eine bessere Möglichkeit:
„Werter Herr, es ist schön Euch wiederzusehen. Ich lasse sofort einen Diener kommen, der euch frische Sachen bringt.“
Das ist doch gleich viel besser, oder? Natürlich kann man den Prinzen noch einen ganzen Tick abgehobener machen.
„Oh, ihr seid zurück und…habt euch dreckig gemacht. Und dieser Geruch, ist das Blut. Igitt, Diener, geht ihn waschen, ich ertrage diesen Geruch nicht.“
Dieser Typ ist doch ein Weichei, oder? Bloß nicht dreckig machen oder gar mit einfachem Volk in Kontakt treten.
Nun, dann lassen wir unseren Prinzen noch ein paar mehr Sätze sagen lassen, damit man mehr Beispiele hat.
„Wollen wir uns in den Speisesaal bewegen? Uns ist es danach eine Kleinigkeit zu speisen.“
Dabei bezieht sich das „wir“ auf den Prinzen selber, er ist ja eine hohe Persönlichkeit und darf deshalb in der dritten Person von sich sprechen. Wenn das jemand in unserer Zeit machen würde, dann würde man ihn wohl in eine wunderbar gummierte Zelle mit Lieb-hab-Jacke sperren.
„Mich dürstet es nach Unterhaltung, lasst ein paar Spielleute herein. Sie sollen ihren Prinzen belustigen.“
Ja, ich wüsste was ihn belustigt…oder mich. Einfach mal einen Spieß tief in sein Rektum stoßen, dann hätte er einen richtigen Grund zu sprechen, wie mit einem Stock im Ar***.
Ganz anders sieht es da aus, wenn man mit jemandem aus dem einfachen Volk spricht. Die meisten können nicht einmal lesen oder schreiben, warum sollten sie dann eine bessere Sprache haben?
Dort kann man den Menschen Sätze in den Mund legen.
Natürlich sollte man dort auch etwas achten, dass man aus ihm keinen Proll aus unserer Zeit macht. Man kann die Sprache ganz einfach halten und dennoch viel erzielen.
Wo hole ich mir Anregungen?
Wichtig ist es sich immer wieder neue Quellen zu besorgen, das kann ein gutes Buch sein, das im Mittelalter spielt (oder in der jeweiligen Epoche in der euer Spiel stattfindet).
Filme sind auch immer eine gute Möglichkeit sich weiterzubilden. Einige Möglichkeiten wären z.B. „Der Hofnarr“ oder „Scaramouche“. Ich will keine Schleichwerbung machen, aber das wären gute Beispiele für Filme. Ansonsten schaut einfach mal in den dritten Programmen nach, die zeigen am Wochenende dauernd solche alten Filme in denen noch wunderbar elegant gesprochen wird.